BERLIN/AACHEN - Zu einer Großveranstaltung vor dem Brandenburger Tor und einem anschliessenden Schweigemarsch zur Zentrale der Deutschen Bahn AG rufen die Berliner Initiatoren für den "Zug der Erinnerung" auf. Damit soll der über 4.600 Kinder und Jugendlichen gedacht werden, die aus der deutschen Hauptstadt mit der "Reichsbahn" in die Vernichtungslager deportiert wurden. Zugleich wollen die Veranstalter darauf aufmerksam machen, daß die Deutsche Bahn AG als "Erbe des 'Sondervermögens Deutsche Reichsbahn'" für die bundesweite Fahrt Gebühren erhebt. Die heutige Bahn AG wolle "offensichtlich...ein weiteres Mal an den früheren Deportationen verdienen", heißt es in einer Pressemitteilung der Berliner Initiative.
Die Großveranstaltung vor dem Brandenburger Tor wird am Abend des 12. April eröffnet, einem Samstag. Um an die Opfer zu erinnern, sollen anschliessend über 4.600 Kerzen mit Namensschildern der Deportierten zum Potsdamer Platz getragen werden. Dort residiert die Konzernzentrale der Deutschen Bahn AG. Einen Tag später (Sonntag, 13. April) wird der "Zug der Erinnerung" in Berlin eintreffen und für zehn Tage zur Verfügung stehen. Allein den Gedenkaufenthalt auf mehreren Berliner Bahnhöfen belasten Bahn AG und Verkehrsministerium mit Kosten zwischen fünf- und zehntausend Euro. Appelle
Trotz hunderter Briefe und Petitionen an beide Verwaltungen erklären die Bahn- und Ministerialsprecher unisono, die Erhebung von Gebühren für das Gedenken sei unabänderlich. Pro stündlichem Ausstellungsaufenthalt des Zuges werden zwischen 22.- und 45.- Euro verlangt, pro gefahrenem Kilometer 3,50 Euro. Für die Nachtabstellung der Ausstellungswagen mit Fotos und Dokumenten der Deportierten fallen stündlich weitere 5.- Euro an, für die Bereitstellung von Stromanschlüssen (ohne Stromverbrauch) zwischen 225.- und 945.- Euro pro Stecker. Bei einer Gesamtstrecke von rund 6.000 Kilometern und 60 Stationsaufenthalten von mindestens 2 Tagen summieren sich die Forderungen der Bahn AG auf 70 bis 100 Tausend Euro.
Zu Protesten gegen diese Forderungen rief die Bürgermeisterin von Aachen am Sonntag auf, als der "Zug der Erinnerung" im Hauptbahnhof einlief. Zuvor hatte die mobile Ausstellung in Wuppertal und Leverkusen Halt gemacht. Durch die Grenzstadt Aachen kamen zehntausende Deportationsopfer, die in Belgien interniert wurden, um anschliessend per "Reichsbahn" durch Deutschland geschleust zu werden. Ziel waren die Vernichtungslager. An diese Opfer erinnern Aachener Jugendliche mit Fotos und Dokumenten, die sie am Sonntag in den Zug einbrachten. Die Exponate werden noch bis Dienstag Abend in Aachen zu sehen sein. Bereits am ersten Aufenthaltstag bildeten sich lange Warteschlangen, als etwa 2.000 Besucher auf den Hauptbahnhof kamen.