Trenul amintirilor - Поезд воспоминания - Pociąg pamięci - Train of commemoration - Zug der Erinnerung - Az emlékezés vonata - Vurdon so na bistrel nahles - o treno tis mnimis - To treno tis mnimis - Pociag pamieci - Train de la mémoire - Zuch vun der Erënnerung - Vlak uspome

Aktuell

In Kooperation mit:

Baden-Württemberg, Niedersachsen-Mitte, NRW, Sachsen u. Thüringen

Auszug aus dem Protokoll der Wannseekonferenz

Zug der Erinnerung Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen

Auszubildende von ThyssenKrupp Nirosta
übergeben in Duisburg eine Spende

Dauerhaft verhandlungsunfähig

Wo die Täter blieben

DUISBURG/ESSEN - Nach einem dreitägigen Aufenthalt in Duisburg ist der "Zug der Erinnerung" in Essen eingetroffen. "Überwältigend" nennen die regionalen Medien den Zuspruch in Duisburg, wo über 7.000 Besucher auf den Hauptbahnhof kamen, darunter fast 150 Schulklassen (Medienberichte). Der Zug habe "Spuren hinterlassen", kommentiert Çigdem Gülen, DGB-Jugendreferentin und kündigt an, "dass in Duisburg im Bahnhof oder in unmittelbarer Nähe an das Schicksal der Duisburger Kinder und Jugendlichen dauerhaft erinnert werden muss."

In einer engagierten Rede beleuchtete der Historiker Dr. L. Joseph Heid auf dem Duisburger Hauptbahnhof das Wirken der Täter:

"An dem monströsen Verbrechen des Holocaust waren viele Tausend beteiligt und es war ein arbeitsteiliges Mordprojekt. An vorderster Front dieses Großverbrechens stand die Deutsche Reichsbahn, und diese hatte einen Namen – Spediteur war Dr. Albert Ganzenmüller, Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium von 1942 bis 1945, Technokrat des Todes, dem wir hier und heute unsere Aufmerksamkeit schenken. In seiner Zeit deportierte das deutsche Eisenbahnsystem rund drei Millionen Juden in die Vernichtungslager...

Dass die Durchführung des Judenmords nicht zuletzt von dem Engagement Ganzenmüllers bei der Bereitstellung von Transportmitteln abhing, verdeutlicht .... ein Schreiben von Himmler vom 20. Januar 1943, in dem der Reichsführer SS den 'Abtransport der Juden' als vordringliche Aufgabe schildert und Ganzenmüller schließlich – trotz angespannter Transportlage – bat: 'Helfen Sie mit und verschaffen Sie mir mehr Züge'. Das tat der Angesprochene dann auch: Er ließ Räder rollen für den Sieg; es kam ihm bei den Deportationen auf jeden Wagen an...

Nach dem Krieg entkam Ganzenmüller nach Argentinien, einem unter hohen Nazis bevorzugten Refugium, wo er alsbald wieder in seinem alten Metier tätig war: als beratender Ingenieur bei der argentinischen Staatsbahn. Doch während er es sich unter südamerikanischer Sonne gut gehen ließ, und niemand danach fragte, wie die Millionen Menschen in die Vernichtungslager gekommen waren, drängte es ihn, sich um seine Ruhegelder als gewesener Staatssekretär zu kümmern.

Ganzenmüller kehrte 1952 heim ins Reich. Doch er wollte kein Leben in Zurückgezogenheit verbringen, sondern die wiederaufblühende Bundesrepublik zur Kasse bitten: Er klagte seine Pension als Staatssekretär a.D. ein. Das westdeutsche Klima schien ihm zu gefallen. NS-Prozesse gab es damals so gut wie keine. Der exzellente Transportfachmann bewarb sich bei der Firma Hoesch in Dortmund. Am 1. Juli 1952 trat er in die Dienste der Hoesch AG – wiederum als 'Planungsingenieur für Transportfragen' – ein und betrieb alsbald seine Anerkennung als Unbelasteter."

Ein gegen Ganzenmüller in Düsseldorf eröffnetes Verfahren "wurde zunächst vorläufig und im März 1977 wegen 'dauernder Verhandlungsunfähigkeit' endgültig eingestellt...Albert Ganzenmüller, spendabel und trinkfest bis zuletzt, starb im März 1996 friedlich in seinem Bett in seiner Münchener Wahlheimat, hochbetagt, 91jährig. 23 Jahre hatte er nach dem eingestellten Düsseldorfer Prozess noch in Freiheit gelebt – 23 Jahre, die er als der Hauptorganisator der Sonderzüge in den Tod eigentlich hinter Gittern hätte verbringen sollen... Die mehr als eine Million Menschen, die er durch seine Fahrpläne dem Tod überantwortete, hatten nicht die Möglichkeit, alt zu werden. Die Kinder unter diesen Opfern wurden unmittelbar nach der Ankunft in den Todeslagern ins Gas gestoßen."

Die Rede von Dr. Heid gibt es auch als Audio-Datei