HANNOVER - Tausende Besucher strömen seit Montag in den "Zug der Erinnerung", der auf Gleis 104 des Hauptbahnhofs von Hannover steht. Wie die pädagogischen Begleiter berichten, haben sie allein am vergangenen Dienstag 2.500 Gäste gezählt. "Am Mittwoch waren es erneut über 2.000, darunter mehr als die Hälfte Jugendliche", sagt Martin Rapp, der Ansprechpartner für Schulklassen ist. "Es gibt einen großartigen Zuspruch der Hanoveraner aller Altersgruppen."
In- und ausländische Medien (Independent), bringen täglich Berichte, nachdem die Ausstellung von Vertretern der Stadt, der Region sowie vom DGB Niedersachsen-Mitte eröffnet worden ist. Er empfinde ein "Gefühl von Ohnmacht und Wut", wenn er an die Verbrechen der Nazis denke, sagte Regionspräsident Heike Jagau in seiner Ansprache auf Gleis 104. Sebastian Wertmüller vom Deutschen Gewerkschaftsbund erwähnte die Umtriebe der NPD und unterstrich die Aktualität des Gedenkens:
"Der Zug der Erinnerung ist eng verknüpft mit aktivem Engagement gegen alte und neue Nazis, gegen Antisemitismus und Rassismus (...) Wir weisen heute nicht nur auf viele einzelne Schicksale hin, die sich hinter den Zahlen der Deportierten und hinter den Zahlen der Ermordeten verbergen. Wir thematisieren auch die Rolle einer allen bekannten Einrichtung, die Rolle der Deutschen Reichsbahn, deren historischer Nachfolger die Deutsche Bahn ist. Ohne die Reichsbahn, ohne die bürokratisch korrekte Abwicklung der Deportationen und der Todeszüge in die Vernichtungslager, wäre der Holocaust nicht möglich gewesen (...) Erst seit 1998 gibt es ein Mahnmal am Bahnhof Grunewald Gleis 17 in Berlin, das an die Rolle der Reichsbahn im Nationalsozialismus erinnert. Zahlreiche Versuche, örtlich ein Gedenken zu gestalten, wurden von der Bahn AG bisher verweigert und auch der 'Zug der Erinnerung' wurde nur möglich, indem jeder Streckenkilometer und jeder Stationsaufenthalt bei der Bahn, d.h. über die DB Netz AG privatwirtschaftlich angemietet und bezahlt wird. Diesen Skandal gilt es offen anzusprechen und deswegen erheben wir heute auch die Forderung an die Bahn AG und das Bundesverkehrsministerium, von ihren Finanzforderungen in Höhe mehrerer zehntausend Euro Abstand zu nehmen Ich denke es kann nicht angehen, dass die Bahn sich die Erinnerung an ihre eigene unheilvolle Geschichte im Nationalsozialismus auch noch vergüten lässt."