Marburg – Am Dienstag (20. Mai) ist der „Zug der Erinnerung“ in Marburg angekommen. Wir sprachen mit dem DGB-Regionsvorsitzenden Ernst Richter, der den Zug in Mittelhessen koordiniert:
„Wir haben die Fahrt des 'Zugs der Erinnerung' schon lange mit viel Sympathie in der Presse verfolgt. Als sich dann die Möglichkeit bot, die Ausstellung nach Gießen und Marburg zu holen, haben wir dies selbstverständlich gerne wahrgenommen. Eigentlich müssten wir den „Zug der Erinnerung“ ja eine ganze Woche in Mittelhessen haben, um länger an den einzelnen Stationen zu bleiben und weitere Städte wie Wetzlar anfahren zu können.
Wie war die Eröffnung des Zuges in Marburg?
Es ist eine überwältigende Mischung von Chaos und Erfolg. Heute Morgen standen statt der angekündigten 10 Schülerinnen und Schüler 200 auf dem Bahnsteig. Es freut uns natürlich sehr, dass trotz der kurzen Vorbereitungszeit so viele jungen Menschen die Gelegenheit wahrnehmen, sich mit den nationalsozialistischen Verbrechen auseinanderzusetzen. Es beeindruckt mich sehr, wie viel Verständnis uns dafür entgegengebracht wird, dass manches improvisiert ist und Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen.
Ist der „Zug der Erinnerung“ Teil Ihres allgemeinen Engagements gegen Rechts?
Ich denke schon, dass der „Zug der Erinnerung“ dazu beitragen kann, Jugendliche vor den Rechten zu immunisieren. Wenn die Kinder und Jugendlichen in der Ausstellung sehen, welche Verbrechen die Nationalsozialisten begangen haben, wohin Rassismus und Antisemitismus führen, werden sie vielleicht den scheinbar einfachen Lösungen der Nazis heute ablehnend gegenüberstehen.
Was erhoffen Sie sich noch vom „Zug der Erinnerung“?
Ich wünsche mir, dass möglichst viele Jugendliche die Frage mit nach Hause nehmen: Wie war das damals in Marburg, wie war das in Gießen und Wetzlar, wie war das in meiner Umgebung? Und dass sie dieser Frage nachgehen und selbst mit der Spurensuche beginnen.“