BAUTZEN/WARSCHAU - Die polnische Eisenbahngesellschaft PKP wird den "Zug der Erinnerung" in der Grenzstadt Görlitz übernehmen und nach Oswiecim (Auschwitz) geleiten. Dies bestätigte das Warschauer Unternehmen am Dienstag (29.4.). PKP-Triebfahrzeuge werden den Zug am 7. Mai nach Zgorzelec bringen, wo Schüler der Stadt die Ausstellung besichtigen können. Die Ausstellung informiert an hervorgehobener Stelle auch über das Schicksal polnischer Kinder und Jugendlicher, die von den NS-Behörden deportiert wurden.
Am Nachmittag des 7. Mai wird der Zug auf dem Bahnhof Wroclaw (Breslau) von polnischen Jugendlichen begrüßt werden. Am Abend trifft er dann in Oswiecim (Auschwitz) ein.
Die polnischen Eisenbahnen PKP sind das zweite europaweite Logistikunternehmen, das den "Zug der Erinnerung" vorbehaltlos unterstützt. Zuvor hatten bereits die französischen Staatsbahnen (SNCF) unbürokratisch geholfen. Lediglich die Konzernleitung der DB AG weigert sich, die Fahrt des Zuges finanziell zu erleichtern.
Wie die lokalen Koordinatoren in Dresden mitteilen, wurde der Zug auf Gleis 6 von 9.500 Menschen besucht. Auch am 1. Mai bildeten sich lange Schlangen. Die Dresdner nahmen Wartezeiten bis zu 3 Stunden in Kauf, um in den engen Waggons einige der Biografien verschleppter Kinder und Jugendlicher kennen zu lernen. Zu den Besuchern gehörten auch ehemalige Deportierte. Mehrmals im Zug war eine Freundin von Selma Meerbaum-Eisinger, dem Mädchen aus Czernowitz, das in der Ausstellung mit wenigen Zeugnissen einer viel zu kurzen Lebensgeschichte vertreten ist. Im Andenken an Selma Meerbaum-Eisinger, die einen kleinen Gedichtband hinterlassen hat, fand in Dresden ein Vortragsabend statt, der Vertonungen ihrer Verse, Lieder der Sinti und Roma und jiddische Texte präsentierte. Der Dresdner DGB, der die Einladung an den Zug ausgesprochen hatte, ist mit dem mehrtägigen Aufenthalt sehr zufrieden, bestätigt Ralf Hron, der DGB-Regionsvorsitzende.
Am Freitag (02. Mai) traf der Zug auf dem Bahnhof Bautzen ein und wird dort bis zum Samstag zur Verfügung stehen. Bereits um die Mittagzeit kam es an Gleis 3 zu Warteschlangen.