Zug der Erinnerung
Ein Projekt deutscher Bürgerinitiativen
In Kooperation mit:
Nach drei Stationen und acht Fahrtagen auf seiner neuen Reise durch NRW hat der "Zug der Erinnerung" 10 Tausend Besucher erreicht.
Zuletzt stand die Ausstellung auf einem Behelfsgleis in Grevenbroich (Medienberichte). Trotz der fehlenden Personenzugänge kamen an zwei Tagen über zweitausend Gäste, darunter viele SchülerInnen. Die Klasse 10b der Hans-Sachs-Schule spendete 60 Euro: Einnahmen aus dem selbst organisierten Kuchenverkauf zugunsten des Zuges.
Auch in Neuss, wo der Zug seit Freitag hält (Fahrplan) ist das Interesse Jugendlicher groß. Bereits am frühen Morgen gaben die pädagogischen Zugbegleiter Einführungen auf Gleis 2 des Bahnhofs (Foto).
Eine Arbeitsgruppe der Geschwister-Scholl-Schule brachte am Ankunftstag zahlreiche Exponate über deportierte Familien und die Schicksale einzelner Kinder aus Neuss in den lokalen Teil der Ausstellung ein. Die Biographien erarbeiteten SchülerInnen aus den Klassen 8 bis 10.
"Das war keine benotete Pflichtveranstaltung", sagt Günter Simon, der seit zwei Jahren eine klassenübergreifendes Projekt mit bis zu 270 TeilnehmerInnen leitet.
"Entscheidend ist die eigene emotionale Hinwendung zu den Opfern: Empathie."
Projektgruppen recherchierten im Stadtarchiv Neuss und gingen auf lokale Spurensuche. Per Schüleraustausch nahmen sie Kontakt mit einer Warschauer Schule auf, die im früheren Getto gelegen ist. Reisen führten nach Krakow (Krakau) und ins Museum Oswiecim (Auschwitz).
Auf Gleis 2 wird die Ausstellung mit den lokalen Neusser Exponaten noch bis Samstag zu sehen sein (täglich von 08.00 bis 19.30 Uhr), dann wechselt sie nach Krefeld (Sonntag, 20. März bis Dienstag 22. März).
Obwohl die jüdischen Opfer der NS-Verbrechen im Mittelpunkt des Gedenkens stehen, widmet sich der "Zug der Erinnerung" an sämtlichen Stationen auch anderen Zielgruppen der rassistischen Verfolgung. Dazu gehören über 70 Tausend wehrlose Menschen, die in den deutschen Pflege- und Heilanstalten umgebracht wurden.
Diese Krankenmorde einer sich modern gebenden "Biopolitik" sind bis heute tabuisiert: Zu viele Ärzte, Pfleger, Heimleitungen und angeblich karitative Organisationen waren beteiligt, ohne daß die Täter in der Nachkriegszeit hätten Strafe fürchten müssen. Die Furcht vor Entdeckung hat das Gros der Familien bis heute schweigen lassen.
In Krefeld laufen die Vorbereitungen auf die Zugankunft auf Hochtouren. Da die DB AG einen Stromanschluss nicht zur Verfügung stellt, bemühen sich die Krefelder Stadtwerke um ein mobiles Aggregat, das vor dem Bahnhof aufgestellt werden muss.